Linyanti Bush Camp - Reisebericht Botswana (5/10)

von Svenja Penzel

Ulrike, 02.05.2011 | Fast eine Stunde dauert der Flug von Kasane nach Linyanti im Westen des Chobe-Nationalparks. Der Linyanti Airstrip ist zur Zeit leider gesperrt, weil in diesem Jahr die Regenfälle recht heftig waren, und so müssen wir auf eine Piste ausweichen, die über zwei Stunden Fahrt vom Linyanti Bush Camp entfernt liegt. Unser Fahrer Isaiah wartet schon. Es ist mittlerweile fast 15 Uhr, und als er sagt, er habe ein Sandwich für uns dabei, zaubert das ein breites Lächeln auf unsere Gesichter. Die Fahrt zum Camp wird eine ausgedehnte Pirschfahrt, auf der wir die ersten Tiere zu Gesicht bekommen, Elefanten und Giraffen scheinen förmlich auf uns gewartet zu haben. Als wir am frühen Abend im Camp ankommen, haben wir das beste Licht für Fotos bereits verpasst. Dafür genießen wir den Sonnenuntergang über dem Linyanti-Sumpfgebiet, und wir freuen uns schon auf das leckere Abendessen.Unsere Zelte sind sehr geräumig. Sie sind komplett aus Zeltstoff und haben den typischen Gummiboden, den man auch von Campingzelten kennt. Darauf liegt ein Sisalteppich. Um das große Doppelbett herum ist viel Platz. Es gibt auch einen Schreibtisch mit Stuhl und eine gemütliche Sitzbank mit Fußschemel. Hinter einer Abtrennung aus einem Kleiderschrank und einer halbhohen Wand ist das Badezimmer mit Waschtisch, Dusche und Toilette. Zwei Nachttischlampen und eine Badezimmerlampe laufen über Generator nur in den Morgen- und Abendstunden. Die Fenster haben Moskito-Gaze und lassen sich in kalten Nächten mit Zeltstoff komplett schließen. Hinein und heraus gelangt man durch eine Reißverschluss-Tür. Zum Fluss hin ist eine kleine Terrasse aus Sand, der täglich geharkt wird. Zwei Stühle laden dort zum Ausruhen mit schöner Aussicht ein. Strom zum Aufladen von Geräten gibt es in den Zelten nicht, dafür aber im Hauptbereich. Die Zelte stehen schön weit auseinander, so daß man genug Privatsphäre hat. Ein angenehmes Camp in toller, abgeschiedener Lage.

Das Linyanti Bush Camp

Es sind nur zwei weitere Gäste aus New Mexico im Camp. Wir unterhalten uns sehr nett und beschließen den Abend mit einem Glas Wein am Lagerfeuer. Ich begutachte nun erst einmal mein Zelt und versuche noch, einigermaßen brauchbare Fotos vom geräumigen Interieur zu machen. Das ist meine letzte Amtshandlung für heute, danach falle ich müde in die Federn und schlafe auch gleich ein.Ulrike, 03.05.2011 | Ich träume gerade sehr süß, als mich ein ständig lauter werdendes „Knock, knock, please wake up!“ aufweckt. Am liebste würde ich natürlich weiterschlafen, aber die erste Pirschfahrt winkt. Nach einer Katzenwäsche habe ich fünf Lagen T-Shirts an, denn es scheint heute Morgen recht kalt zu sein. Beim Frühstück erfahren wir ein paar Fakten über das Linyanti Bush Camp. Im Moment hat es acht Doppelzelte. Vier neue, darunter ein Familienzelt, werden gerade in einem eigenständigen Satellitencamp mit Namen „Linyanti Ebony Camp“ gebaut, das in den nächsten Wochen fertig sein soll. Das heißt, die Gäste des alten und neuen Camps haben getrennte öffentliche Bereiche, obwohl diese weniger als 200 Meter voneinander entfernt sind. Möchten dann größere Gruppen das ganze Camp buchen, ist dennoch genügend Platz für alle Gäste vorhanden.Kurz nach Sonnenaufgang starten wir zur Morgenpirsch. Wir haben unsere beiden Guides Isaac und Isaiah ganz für uns allein. Als uns eine Herde Elefantenbullen über den Weg läuft, fragt Isaac, ob wir die zu Fuß verfolgen möchten. Natürlich sagen wir dazu nicht nein. Das Linyanti Bush Camp befindet sich in einem privaten Konzessionsgebiet, daher sind Pirschwanderungen hier erlaubt. Isaac legt einen Patronengürtel um und holt die Flinte aus der Tasche. Im Gänsemarsch folgen wir den riesigen Elefanten und kommen ihnen mal näher und müssen dann auch wieder ein Stückchen zurückgehen, sehr langsam und nur flüsternd, während Isaac ständig den Wind prüft. Bis auf geschätzte 10 Meter nähern wir uns den Tieren. Der Wind steht so günstig, dass diese uns kaum wahrnehmen. Schließlich warten wir am Fluss, und unsere Geduld wird belohnt. Drei Elefanten treten ans Wasser heran, trinken und erfrischen sich. Wir sind beeindruckt und kehren selig zum Auto zurück. So etwas erlebt man sicherlich nicht alle Tage.
Insgesamt sind wir auf dieser Morgenpirsch fünf Stunden unterwegs und sehen als weiteres Highlight noch eine große Herde Büffel, dazu viele Giraffen und Antilopen. Im Land Rover werden wir ganz schön durchgeschüttelt, da die Pisten tiefsandig oder holprig sind und unsere Guides auch quer durchs Gelände fahren. Schön, wenn dann ein köstliches Mahl, eine kühle Apfelschorle und viele dienstbare Geister auf uns warten, die sich bemühen, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Nun haben wir uns eine kleine Siesta verdient. Mal sehen, was am Nachmittag auf uns wartet.Svenja, 03.05.2011 | Zunächst erwartet mich Ulrike in Badeanzug und Kanga-Tuch mit einem „Knock-Knock“ an meiner Zelttür. Sie hat genau die richtige Idee, denn durch die Sonne hat sich die Luft im Zelt so aufgeheizt, dass ich mehr schwitzend als schlafend auf meinem Bett lag. Also schnell umgezogen und rein in den Swimmingpool mit seinem erfrischend kalten Wasser. Dann ist es auch schon bald 16 Uhr, und wir finden uns zum „High Tea“ im Messezelt ein. Ich entscheide mich für einen fruchtigen Eistee. Dazu gibt es Zitronenkuchen oder, wer es herzhaft mag, Pizzastückchen. Das Essen hier ist wirklich lecker, und irgendwie hat man auch dauernd Hunger.Die Nachmittagspirschfahrt führt uns diesmal in südlicher Richtung am Ufer des Linyanti entlang und ein Stück in den Chobe-Nationalpark hinein. Es zeigen sich wieder viele Elefanten und Giraffen. Als die Sonne schon tief steht, halten wir an einer sehr schönen Stelle am Fluss für einen Sundowner. Andächtig schweigend stehen wir da und schauen, wie die Sonne untergeht und sich der Himmel tiefrot färbt. In der Ferne grunzen Hippos, und das Klicken der Frösche erfüllt die Luft. Erst als die Bäume nur noch schwarze Schatten sind und sich die ersten Sterne zeigen, steigen wir wieder ein. Die Rückfahrt ist eine Nachtpirsch, bei der Isaac mit einem Strahler in die Bäume und Büsche leuchtet. Doch leider sehen wir weder die erhofften Löwen noch einen Leoparden.

Im Camp sind wir nun die einzigen Gäste. Unsere Guides setzen sich wieder zu uns. Beim Abendessen bringen sie uns ein paar Worte Setswana bei, der meistgesprochenen Sprache Botswanas, und wir revanchieren uns mit ein paar Worten Deutsch. Das Einschlafen fällt mir schwer, weil direkt neben meinem Zelt ein Elefant geräuschvoll die Ufervegetation abfrisst.Svenja, 04.05.2011 | Noch fast eine Stunde lang hat der Elefant weitergefressen. Doch danach ist mir nicht einmal die übliche Nachtruhe bis zum „Knock-Knock“ um halb sechs vergönnt. Schon gegen fünf Uhr früh meldet sich ein Rotschnabel-Frankolin lautstark zu Wort. Grimmig wünsche ich mir Isaac mit seinem Gewehr herbei. Ulrike hatte ihn übrigens auf unserer Elefantenwanderung gefragt, ob es schon einmal zum Einsatz kam. „Ja“, sagte er, „einmal, als ich deutsche Gäste hatte“. Dann grinst er. Nein, er brauchte sein Gewehr noch nie.Heute hat Isaac es schwer. Er weiß, wie gern wir Löwen sehen möchten. Also legt er sich mächtig ins Zeug, fährt eine weite Strecke, oft querfeldein durch den Busch, dass die Blätter von den Zweigen nur so ins Auto regnen und wir dauernd auf hereinragende Äste achten müssen. Ganz schön anstrengend. Dann stoßen wir auf eine große Büffelherde und betrachten sie lange. Isaac vermutet Löwen in ihrem Gefolge. Und schließlich sehen wir sie. Zwei Weibchen und drei Jungtiere. Sie gehen langsam durchs Gelände und versammeln sich dann auf einem Termitenhügel, wo wir sie sehr gut beobachten können. Der Vormittag ist gerettet, für Guide und Gäste. Glücklich kehren wir ins Camp zurück. Es bleibt noch genug Zeit zum Duschen, Packen und für ein frühes Mittagessen, dann bringt uns Isaiah den langen Weg zum Airstrip zurück. Bye-bye Linyanti, es war schön.

Löwen in Linyanti Alle Teile des Reiseberichtes in der Übersicht:

ein Kommentar

Jörg

09.09.2011 um 17:23

Wunderschöner Bericht und atemberaubende Bilder!